Wir dürfen nicht zurück ins Biedermeier!

Welche Chancen und Risiken die neue VUCA Welt ("V= volatility" ("Volatilität"), "U= uncertainty" ("Unsicherheit"), "C= complexity" ("Komplexität") und "A= ambiguity" ("Mehrdeutigkeit") für Unternehmen und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bietet und die Beeinflussung durch COVID-19 erörterten Expertinnen und Experten in der virtuellen Podiumsdiskussion „VUC(ovid-19)CA World – Next Organisation? Was erwartet uns in dieser neuen, durch COVID-19 geprägten Arbeitswelt?" an der FH des BFI Wien.

Auf dem hybriden Podium, analog im Festsaal der FH des BFI Wien und virtuell zugeschaltet, beleuchteten die Podiumsgäste intensiv die vergangenen Monate der Arbeitswelt und deren Entwicklungen unter dem Einfluss der Corona-Pandemie.

Krise oder Chance oder vielleicht Krise mit Chance?

Homeoffice, virtuelle Kollaboration haben die Arbeitswelt verändert. In unterschiedlicher Ausprägung. Wie die Menschen damit umgehen und sich mit der neuen Arbeitswelt arrangieren, reagieren und auch von ihr profitieren, so die Expertinnen und Experten sei nicht unbedingt eine Frage der Generationen, sondern der persönlichen Einstellung.

Wie aber gehen Unternehmen mit den Erfahrungen um? Schaffen sie es, die Krise für sich in eine Chance umzumünzen? Entscheidend dafür sei, so die Expertinnen und Experten, der Umgang mit den Learnings aus der jungen Vergangenheit. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit ihren Erfahrungen abzuholen und in die Entwicklung der Arbeitswelten einzubinden sollte den Unternehmen ein Anliegen sein. Der Nutzen für sie liegt auf der Hand: Zufriedene Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die loyal zu ihrem Unternehmen stehen und mit Freude zur Arbeit gehen.

Bei allen distance- und virtuellen Möglichkeiten, befindet sich jedoch immer noch die soziale Interaktion im Mittelpunkt. Der Mensch als soziales Wesen benötigt, waren sich die Podiumsteilnehmerinnen und -teilnehmer einig, ein funktionierendes soziales Umfeld. Hier sind die Möglichkeiten weitgefasst – als Beispiele wurden gemeinsames virtuelles Mittagessen, virtuelle Kaffeeküche genannt. Jedoch gehen die individuellen Empfindungen auseinander.

Homeoffice mit Betreuungspflichten und Diversität

Als große Herausforderung sehen die Expertinnen und Experten bestehende Betreuungspflichten. So übernehmen hauptsächlich Frauen in Teilzeitjobs die traditionellen Aufgaben in der Betreuung. Eine deutliche Warnung sprachen die Expertinnen und Experten aus: Es dürfe keinen Rückfall ins Biedermeier geben.

Die Unternehmen sollten auch ihre Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer endlich in ihrer Vielfalt verstehen und dies als eine Chance wahrnehmen, Vielfalt zu zulassen und einen positiven Nutzen daraus zu ziehen. Auch hier, so die Meinung, gälte es noch Lücken zu schließen.

Alte Muster und hybride Arbeitswelt

Eine Chance können Unternehmen aus der Pandemie-Krise ziehen, wenn sie bereit sind, sich auf ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu zubewegen, nicht zu verharren und in alte Muster zurückfallen. Eine hybride Arbeitswelt – analog und virtuell – muss und kann Realität sein. Denn wie sich gezeigt hat, virtuelles Arbeiten ist möglich – wo es die Branche erlaubt – und auch dann sinnvoll, wenn Ressourcen geschont werden. Und schließlich war sich das Podium einig: Es ist eine Sache von Selbstverantwortung, Akzeptanz von Vielfalt und Mut, neue Wege zu gehen. So kann aus der Krise eine Chance werden.

Es diskutierten:

Leonhard Dobusch, Universitätsprofessor am Institut für Organisation und Lernen, Universität Innsbruck

Alexandra Eichberger, Vice President Change & HR Excellence, Magenta Telekom

Christian Marquart, Mitarbeiter des Stadt Wien Kompetenzteams „New Work – New Business“, FH des BFI Wien & Coach & Unternehmensberater

Robert Öllinger, Senior Consultant, myAbility

Eva Schiessl-Foggensteiner, Geschäftsführerin, FH des BFI Wien

Emir Selimovic, Co-Gründer, timebite

Moderiert hat Karin Bauer, der Standard.

Die Diskussion fand im Rahmen der Reihe New Work New Business der FH des BFI Wien statt. Weitere Informationen zu der Veranstaltungsreihe oder Kontakt zu den Podiumsteilnehmerinnen und -teilnehmer über pr@fh-vie.ac.at.

Fotos:

© Robert Newald, Robert Newald Photo