"Politische Systeme der Zukunft – Umweltschutz und Wohlstand ohne Wachstumszwang"

Mit erstmals stark steigenden Kohlendioxidemissionen und zunehmender Umweltverschmutzung markiert die industrielle Revolution den Beginn des vom Menschen verursachten Klimawandels. Um das Klima und den Planeten zu schützen, wurden in den vergangenen Jahren zahlreiche internationale Vereinbarungen und Maßnahmen für Umwelt- und Klimaschutz getroffen. Dass diese jedoch nicht ausreichen werden, um den Klimawandel tatsächlich und schnell genug aufzuhalten, ist das Ergebnis zahlreicher wissenschaftlicher Analysen.

Obwohl auch das am Bruttoinlandsprodukt gemessene Wirtschaftswachstum negative Auswirkungen auf das Klima hat, steht Wachstum weiterhin hoch oben auf der politischen Agenda. Politische AkteurInnen sehen „grünes“ Wachstum und Innovationen als Lösung an, um die stetig weiterwachsende Produktion von negativen Effekten auf das Klima zu entkoppeln. Das ausreichende Funktionieren dieser (absoluten) Entkopplungsstrategie konnte bisher jedoch nicht nachgewiesen werden.

Diese Masterarbeit untersucht daher als erste zentrale Frage, wieso politische Systeme am wirtschaftlichen Wachstumsparadigma festhalten, trotz zweifelhaftem Funktionieren der Entkopplungsstrategie und lauter werdender Kritik am Bruttoinlandsprodukt als Messgröße für Wohlstand. Demokratische Defizite wie Gegenwartspräferenz und Kurzfristigkeit liefern dafür ebenso Erklärungsansätze wie strukturelle Abhängigkeiten der Demokratie und des Sozialstaats von herkömmlichem Wachstum.

Die Verbindung der Prämisse, dass eine Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Umweltschäden nicht in ausreichendem Maße möglich ist, mit der Theorie, dass Demokratie strukturell von Wachstum abhängt, führt zur zentralen Forschungsfrage dieser Arbeit: Wie könnten politische Systeme der Zukunft aussehen, die Wohlstand und Klimaschutz abseits vom wirtschaftlichen Wachstumsparadigma verwirklichen?

Die Vertretung zukünftiger Generationen in gegenwärtigen, nationalstaatlich orientierten Systemen könnte dabei ebenso zielführend sein wie eine stärkere globale Zusammenarbeit, die verschiedene Akteur:innen in neu zu gestaltenden demokratischen Prozessen einbindet. Schließlich bedarf es auch der Auflösung struktureller Verflechtungen von Demokratie, Sozialstaat und Wachstum, um menschlichen Wohlstand und staatliche Gestaltungsmöglichkeiten unabhängiger von wirtschaftlichem Wachstum zu machen und dadurch Klima- und Umweltziele in erreichbare Nähe zu rücken.


Verfasserin
: Susanne Mandl, MA, Studiengang "Europäische Wirtschaft und Unternehmensführung"
Betreuerin
: Prof.in (FH) Dipl.-Pol.in Dr.in Stefanie Wöhl